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Vorstellung einer Stadt

Der Abend bricht ein. Aus den Auslagen der kleinen Restaurants - oft nur ein Zimmer und ein Schaufenster - quellen Krebse, Muscheln, Tintenfische, die erbeutete Farbenpracht des Meeres. Lokal an Lokal, die chinesischen und vietnamesischen unterscheiden sich durch geschlossene Vorhänge, vogelbauerähnliche Lampions. Dazwischen gewöhnliche Bistros, die fast nur aus Theke, Barhocker und Flipper bestehen.
Grellgestrichene Türrahmen, dicke Frauen in Schürzen, dunkle Männer, Kinder, die arbeiten müssen.
A traut sich nicht, überall genau hinzusehen, geniert sich, weil sie Touristin ist und ausgerechnet hierhin will, wo es hauptsächlich Fremde hinzieht, die einem bunten Abziehbild aufsitzen.
Es beginnt zu regnen, aber der Freund hat eine scharfumrissene Vorstellung, wie ein Lokal, in dem er den Regen überbrücken will, aussehen muß. Sie suchen solange, bis sie durchnäßt in einer beliebigen Kneipe landen, die der Freund schließlich für geeignet erklärt hat. Statt daß A ihrem Ärger Luft macht, gibt sie sich Mühe, zu verstehen und einen genausogut entwickelten Sinn für Atmosphäre zu beweisen wie der Freund.

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